Hellhammer Festival 2017 feat.: Welicoruss, Lychgate, Anderwelt, Soulful, Project Epigone 09.12.17 Mark, Salzburg
Bands: Welicoruss, Lychgate, Anderwelt, Soulful, Project Epigone Date: 09.12.17 Venue: Mark, Salzburg
Die Hellhammer Festival Winter Edition gastierte im Salzburger Mark und selbstredend durfte sich der geneigte Fan des Death und Black Metal in allen Variationen nicht entgehen lassen. Das schlussendlich das Festival nicht so angenommen wurde, wie es sich verdient hätte fand ich fürwahr schade. Wer somit diesen Samstag verpasst hat, der sollte sich in Grund und Boden schämen. Was Hochwertigeres in der Hartwurstszene bekommt der geneigte Genreliebhaber in dieser Form sicherlich nicht mehr zu sehen. Zumindest nach all den Durststrecken in Salzburg und Umgebung. Ein wahrhaftig feines Fünfbandpacket gab sich die Ehre und diese machten den Abend zu einem familiären, bemerkenswerten Erlebnis.
Die ersten Bunde waren die Wiener Project:Epigone. Ja scheiß doch die Wand an, solch eine technisch perfekte Einheit habe ich zumindest aus dem österreichischen Bereich schon ewig nicht mehr zu Gesicht beziehungsweise zum Hören bekommen. Die Jungs machten keine Umschweife und legten vor einer kleinen Besucheranzahl los. Mit den Worten wir ziehen das komplett durch, holt euch ein Bier, dies dürfte länger dauern, donnerten die Wiener drauf los. Meine Kinnlade klappte nach unten, was für eine Livemacht zockte hier ein traumhaftes Technik-Death/Black Metal Programm runter. Perfekt abgestimmt und absolut tight legten sich die Wiener ins Zeuge und boten als Opening Act eine Show, welchen vielen Großen der Szene unzweifelhaft das Fürchten lehrt. Bis dato noch nicht einmal einen Track der Band gehört, fand ich es etwas schade, dass der wehrte Besucher sich kein Merchandise dieser Band zulegen konnte. Traumhaft was die Jungs als technisches Potpourri draufhaben. Schlagzeuger Clemens Nolz ein Tier hinter der Schießbude war ein Grund genauer hinzusehen, solch ein mächtiges verdreschen der Felle erlebt der wohlgesonnene Death Metal Freak nicht alle Tage. Generell ist die Band eine aufeinander bis aufs letzte koordinierte Formation. Folglich boten die Wiener ein qualitativ hochwertiges, professionelles Programm. Diese spielen gelinde gesagt schon lange nicht mehr in der Landesliga, vielmehr im oberen Drittel der Bundesliga des Death Metal. Mächtige Granaten erinnerten an einen guten Querschnitt, mit dominanten Wegweisern in Richtung Skandinavien und Polen. Vergleichbar mit keiner nur vom Stile her wurde ein Soundteppich geboten, welcher sich gewaschen hatte. Da klappten die Ohren vor Begeisterung bei diesem Sturm nach hinten. Nach gut dreißig Minuten war schon das erste Ende gekommen und liebend gerne hätten wir noch dem Treiben weiterhin gelauscht. Mit einem Behemoth Coversong als wohl grenz-genial Darbietung war es Zeit Lebewohl zu sagen. Diese Band muss man unbedingt im Augen behalten.
Die Grenz-übergreifende Formation Soulful kannte ich von früheren Auftritten her. Damals noch als reinrassiger Death Metal Act im Halleiner Ziegelstadel schätzen gelernt war die Band bei mir richtig in Vergessenheit geraten. Bei den Herrschaften hat sich nicht nur im Line Up einiges verändert, desgleichen wurde der Stil mit etlichen Nuancen umgewandelt. Eine Mischform aus Death/Thrash und leichten Power Metal Elementen ist nun das Konzept der Stunde. An diesem Abend musste man wohl oder übel ohne Schlagzeuger Valentin Mimra auskommen, da dieser sich am Arm verletzt hatte. Somit kamen die Drums aus der Konserve, was etwas den Live Effekt schmälerte, da man anhand vieler Mitschnitte aus dem sozialen Netzwerk sich auf eine technische Perfektion gefreut hatte und so alles nur vom Band bekam. Beim Umbau hatte die Band alle Hände voll zu tun, um überhaupt auftreten zu können. Nach der Beseitigung der technischen Probleme hatte der Trupp keine Zeit zu verlieren, um da weiter zu machen, was ihnen die Vorgänger vorgelegt hatten. Um keinen Stunk zu verursachen, was das Spiel betraf definitiv keine schlechte Sache und die Jungs zeugten ebenfalls von einer guten Spielweise und Technik, gegenüber dem Opener hatte die Formation deutlich ein nachsehen, denn gegen diese kam der Trupp aus Bayern und Österreich nicht ganz ran. Der Sound war gut anzuhören und so schwelgte meine Wenigkeit in alten Erinnerungen, denn irgendwie erinnerte mich der Stil stark an die aufgelösten Cyring, nur halt mit mehr Death Metal Shouts. Der bunte Blumenstrauß von Soulful war nicht von schlechten Eltern und die verlorene Zeit des Line-Checks konnte wieder gut gemacht werden. Ebenfalls ein Act von dem wir in unseren Breitengraden definitiv noch mehr zu hören, beziehungsweise zu sehen bekommen.
Anderwelt aus dem oberösterreichischen, bayrischen Raum bestaunten wir nicht unlängst in Enns. An diesem Abend erschien es mir um Ecken genialer, kann am deutlich besseren Sound gelegen haben. Die dunkle Klangeschichte und allen Facetten war neuerlich ein Runde, wo der geneigte Besucher nicht aus dem Staunen herauskam. Groove Metal, Sludge und Black Ambient miteinander zu vermischen ist eine Kunst, dass es dann darüber hinaus abgeschmeckt hochwertig klingt, ist mir nur von Anderwelt bekannt. Die Band hat wie die Opener einen Bereich überschritten, wo der Musikliebhaber zustimmend sagt, solche Bands sind die neue Oberliga aus unserer Alpenrepublik. Die Band ist keine Lebensbejaende Truppe und der düster, runterziehende Sound geht in Mark und Bein über. Durch den genannten, deutlich prächtigeren Sound kam die Formation um Ecken knackiger rüber und das blies uns allen an diesem Abend einen eiskalten Wind entgegen. Nach einem Druck-Sog Prinzip war der Aufritt geprägt und solchen Unterfangen gibt sich der genüssliche Konzertbesucher liebend gerne hin. Die Combo hier bietet ein ausuferndes Klangerlebnis, aber nie für die Hörerschaft ermüdend. Mit vielen Techniken wurde Live herumgespielt und dies klappe vom Fleck weg wie am Schnürchen. Die Cello-Parts vorzüglich mit den Gitarren-Salven von Simon duellierende konnten die Jungs abermals vollends bei uns punkten. Das Qualitätslevel ist unglaublich und dies bestätigte so mancher Konzertbesucher an diesem Abend, wenngleich selbiger nicht unbedingt der eingeschworene Fan solcher Facettenklänge ist.
Die Briten Lychgate waren nun die nächsten im Bunde. Ihr Klang ist vermehrt einem atmosphärischen Black Metal zuzuordnen. Eine ordentliche Brise Doom ist hierbei ebenso im Programm, wie das zelebrieren einer diabolischen Messe. In schwarzen Kutten gekleidet enterten die Engländer die Bühne und knüpften vom Effekt her dort an, wo Anderwelt uns vorhin zurückgelassen hatten. Wiederum kein einfacher Klang, welcher gewiss sich nur einer eingeschworenen Klientel erschließt, dennoch Live ein absoluter Hingucker. Da verharrt man liebend gerne und blickt auf das Geschehen und folgt liebend gerne dieser schwarzen Messe, welche der Act aus London hier abhielt. Viele Spielereien innerhalb der Songs und schlagartige Wechsel sind das oberste Gebot dieser Combo. Normalerweise ein Grund davonzulaufen, doch Lychgate haben einen fesselnden Faktor, den ich so nicht erklären kann. Der Gänsehautfaktor stieg umso gewaltiger und das Programm war ein komplett durchdachtes Schwarzwurzelprogramm der Extraklasse. Das Grundkonzept liegt denen haarscharf, mit dem Batushka in letzter Zeit für Furore sorgen konnten. Deutlich trockener zugegeben, dennoch vom Grundgedanken durchaus vergleichbar. Dunkle Soundwaben sorgten für eine unheilvolle Stimmung, welche vom ersten bis zum letzten Track nicht abebbte.
Das Metalunderground Pärchen hat sich auf die russischen Fellträger von Welicoruss so richtig gefreut. Seit unseren letzten Auftritten, bei denen wir beiwohnten wurden wir niemals enttäuscht und die Russen wissen, wo der Bartl den Most herholt. Eine dermaßen hochqualitative Band aus dem Symphonic Black Metal findet man selten. Wer nur irgendwie mit heidnischen, schwarzen Klängen was anfangen kann, den wird binnen Zehntelsekunden das überzeugen was die Jungs aus Sibirien auf der Bühne abhalten. Sogleich mit „Bridge of Hope“ lost gelegt, wurde jeder der spärlichen Besucher vollends überzeugt und mitgerissen. Ein kurzer Blick rings herum bestätigte meine Freude an diesem Act aus dem kalten Sibirien. Hier stand niemand da und gaffte nur, es wurde gebangt und jeder einzelne Song der Band wurde lauthals bejubelt und man merkte, auch ein kleiner Haufen kann enorm mitjubeln und eine Truppe abfeiern. Das stachelte die Fellträger auf der Bühne umso mehr an und so kamen wir alle in den Genuss des heidnischen Symphonic Black Metal, welcher mit vielen Klangfacetten aus dem Heathen Metal Bereich geschwängert Live prächtig funktionierte. Eine mächtige Erscheinung sind sie und das spiegelt sich des Weiteren im Sound und im Spiel der Band wieder. Kurze Soundunterbrechungen und schon preschten die Herrschaften wie eine wilde Meute weiterhin über uns hinweg. Es verwundert mich nach wie vor, dass die bis jetzt noch von keinem renommierten Label gesigned wurden. Was da so alles herum keucht und fleucht ist nur der Stiefelabsatz, den Welicoruss als Abdruck hinterlassen. Live, wie auf CD, ihre Songs sind ein Hochgenuss und davon konnten sich die Besucher an diesem Abend erneut überzeugen. Mit einigen im Nachhinein unterhalten bestätigten das Gesamterscheinungsbild, welches die wilden Russen an diesem Abend hinterlassen hatten. Erneut verging die Zeit wie im Fluge und schon wollten sie sich verabschieden. So einfach konnten wir sie nicht gehen lassen und forderten lautstark nach einer Zugabe, welche wir sogleich bekamen.
Bleibt mir nur zu sagen, wer an diesem Abend mit Abwesenheit geglänzt hat, ist selber schuld, denn mit fünf saustarken Bands wurde eine metallische Vorweihnachtsfeier geboten, die alles Andere in den Schatten stellte.