Jacobs Moor, Anderwelt, Vanitas 11.11.17 Zuckerfabrik, Enns
Bands: Jacobs Moor, Anderwelt, Vanitas Date: 11.11.17 Venue: Zuckerfabrik, Enns
Es gibt genau zwei Orte, welche mich während meiner beruflichen Ausbildung geprägt haben, eine davon ist die Stadt Enns. Prinzipiell schwört man sich am Ende der Akademiezeit niemals wieder an den Ort des Geschehens zurückzukehren. Nun am Samstag habe ich diesen Schwur gebrochen, denn wenn die Freunde von Jacobs Moor schon mal terminlich reinpassen, sodass man die Werte Truppe auf der Bühne bestaunen kann, dann muss man über seinen Schatten springen. Die Anfahrt gestaltete sich als Odyssee über die verregnete A1 ins letzte Eck von Oberösterreich und die Zuckerfabrik laut Navi zu finden, war dann schlussendlich eine Art Geocaching. Man fragt sich, wer gibt der Veranstaltungshalle eine Genehmigung für so ein kleines Schild, sodass man wirklich 10 mal nachschauen muss, um diesen Ort zu finden. Die Zuckerfabrik an sich ist eine wirklich tolle Angelegenheit für Live Events, fragt sich meine Wenigkeit, warum da nicht mehr Metal und Rock Veranstaltungen abgehalten werden, denn Fassungsvermögen und Ambiente sind prädestiniert für selbige. Nun an diesem Abend ging es um unser heiß geliebtes Thema, Metal, und es musste ja der sogenannte Live Genuss von Jacobs Moor, Anderwelt und Vanitas genossen werden.
Bis zum Startschuss mit Vanitas vertrieb man sich die Zeit mit etlichen Plaudereien und einigen Schmankerln aus der Vergangenheit mit einigen Besuchern. Zu Vanitas sei gesagt, es handelt sich hierbei nicht um die 2007 aufgelösten Dark Metaller aus Wien, sondern um eine Band aus Linz, welche ihre Anfänge mit 2014 tituliert. Stilistisch hantiert die junge Mannschaft mit Melodic Death Metal Band der modernen Sorte, abseits der bekannten Bekanntheitsgrade des Old School Death Metal. Wiederum eher was für den Nachwuchs? Nun nicht wirklich denn die leichte Brise des Göteboreinschlages haben die Linzer sehr gut drauf. Mit eingängigen, harmonischen Duetten zwischen Gitarre und Keyboard konnte man ein gutes Potpourri bieten, welches nicht unbedingt das Neueste auf dem Markt ist, dennoch für einen Opener eine gute Einleitung des Abends war. Dark Tranquillity scheint meiner Meinung nach der Haupteinfluss der Linzer zu sein und ihren Vorbildern wollte man es ähnlich an diesem Abend so richtig krachen lassen. Dieses Konzept ging leider nicht auf, was nicht an den Probanden lag, eher am Sound, vom Sänger konnte man streckenweise nichts aufnehmen, oder nur zu leise. Dafür waren dominant im Vordergrund das Schlagzeug und das Keyboard. Letzteres war die Präsentation schlechthin, denn das Tasteninstrument überlagerte die Rhythmusfraktion zu Beginn des Gigs komplett. Wirklich schade, denn diese konnten gut spielen und minderte den Eindruck etwas. Genauer musste man hinhören, um den Shout-Gutturalgesang von Zwingl mitzubekommen und erst ab der Hälfte war dies möglich und man kann dieser jungen Truppe nur sagen, sie sind fleißig und als Opener wirklich gut agierend. Etwas mehr noch die Eigenständigkeit gefunden und man kann wirklich aus dem Vollen schöpfen. Für diesen Abend war das Repertoire ausreichend und man muss gleich die Anwesenden loben, denn schon vom zweiten Song an wurden die vorderen Reihen geschlossen und man feierte den Trupp auf der Bühne gut ab. Die hart-melodische Atmosphäre war ja für jeden etwas, welcher kein Kostverächter des Göteborg-Metal ist. Schon ab dem ersten Song zeichnet sich, obwohl der Soundprobleme ab, dass sie das Ziel für den gut gelegten Startschuss nicht verfehlt hatten. Diese Band werden wir definitiv weiterverfolgen, wenngleich sie am Anfang sind, können die Herrschaften schon eine gut eingespielte Einheit vorweisen.
Die nächste Band im Bunde waren Anderwelt und vorab hat im Redaktionsloft Kollege Maze das Kollegium mit Begeisterung alle angesteckt und denke, dem werten Redaktionskollegen wäre an diesem Abend ein sogenanntes ACHTERL abgegangen. Dass die 2013 gegründeten Linzer Band etliche Preise mit ihrer Musik gewonnen hat, war meiner Wenigkeit nicht bewusst, doch nach dem ersten Song war es durchaus ersichtlich. Das Dunkel-Ambiente was nun zu hören war, war mitsamt den Cello-Einlagen in seiner Fusion fürwahr ein musikalisches Kunstwerk. Selbiges funktioniert nicht nur auf Scheibe, nein an diesem Abend wurde das Konzept Live präsentiert und man konnte sich durchaus ein Bild darüber machen, dass die Probanden ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern vollends beherrschen. Aufgrund der anderen Bandprojekte mag das Konzept an sich als Projekt gelten, dennoch fungierten die Mitwirkenden von Anderwelt allesamt als geschlossene Einheit und die tighten Spielereien innerhalb der größtenteils dem harschen Black Metal zuzuordnenden Songs konnten man sichtlich genießen. Zwar ist die Musik eher was fürs Bestaunen, als fürs Komplette ausflippen, dennoch waren etliche Besucher geneigt ihre Mähne zum Treiben der Linzer kreisen zu lassen. Schweres Riffkraftfutter und etliche wohl tuende Cello Einlagen sorgten für den verbissenen Charakter der Härtegestade. Streckenweise wurde dies von enorm Groove lastigen Einlagen garniert, welche handumkehrend durch die melodischen Unterwanderungen abgelöst wurden. Ausnehmend erzeugend boten Anderwelt ihr musikalisches Dunkelspiel mit einer Vielzahl von harmonische Beifügungen, welche genau im richtigen Moment kamen, um das Konzept äußerst facettenreich klingen zu lassen. Fronter Phil bot durch sein bestialisches Growling den harschen Anteil und wie ein Blut dürstender Dunkelpriester vollzog er die Black-Ambient-Metal Messe. Zum allerersten Mal gab ich mir ein Konzert im Sitzen und genoss sichtlich den eisern-kalten Sound, welchen die Band durch die Boxen blies. Das Stageacting wirkt zwar ein bisschen unspektakulär, jedoch lässt die Band ihren Sound für sich sprechen und dieser ist einfach grandios. Anderwelt gaben sich viel Mühe, um jeden Winkel mit ihrer dunklen Atmosphäre zu erreichen, was meiner Meinung nach spielend gelang. Perfekt ausgefeilte Songs vom ersten Track an wurden von einer tollen Formation geboten, welche man nicht aus den Augen verlieren sollten. Selbst wir werden alsbald wieder (09.12.17 Mark Salzburg) die Herrschaften bestaunen. Es war massives Dunkel Soundkino der Extraklasse und, dass vollzogen die Linzer an diesem Abend vollends.
Eine äußerst lange Zeit hatte ich Richie Krenmaier nicht mehr auf einer Bühne erlebt, zuletzt war es meines Wissens noch mit StygmaIV. Umso erstaunter war meine Wenigkeit, dass der gute Richie nach all den Jahren nichts verlernt, geschweige denn verloren hatte. Wie ein Jungspund lief er beim ersten Track „March of the Flies“ vollends zur Höchstform auf. Man merkte sogleich, das ist sein Ding und genau deshalb offerierte er gemeinsam mit seinen Mitstreitern von Jacobs Moor ein Konzert der Extraklasse. Dass der gute Richie bereits auf vielen großen Bühnen seine Lehre absolvierte merke man ebenfalls, denn wie eine Fronter eines großen Acts war Performing, Stimme und Ansagen im perfekten Einklang. Jacobs Moor drehen sich dennoch nicht nur um einen Posten, vielmehr ist die geschlossene Einheit das um und auf und das konnten alle Mitwirkenden exakt darbieten. Die Subgenres des Power/Thrash Metal wurden mit vielen Überschreitungen der Grenzen feilgeboten. Der kompakte Sound sprudelte nur so süchtig machend aus den Boxen, sodass man niemals in Verlegenheit kam nur einen Blick auf die Uhr zu werfen. Viel Abwechslung innerhalb der Songs ist bei Jacobs Moor das um und auf und diese harmonischen Granaten schlugen mächtig ein. Gitarrenmagier Rupert Träxler zeugt, als Roger Gloover/John Lord look a like als ein bis zum Exzess agierender Gitarrenspieler. Aufgrund seiner vielseitigen Tätigkeit ist das ein Genuss anzusehen und zu hören, wie er sein Arbeitsgerät herwürgt. Sauberes Spiel und das nach einem Technik Gebot, sodass es einem die Kinnlade runter klappen lässt. Selbstredend in optimaler Abgestimmtheit mit seinem Gitarrenkollegen Johannes Pichler, welche sich oftmals superbe Duelle und Wechsel gleichermaßen boten. Bei Tieftöner Stephan Först zauberte mir ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht, denn höchst konzentriert zockte der Gute und wirkte dabei wie entspannt den eigenen Sound genießend. Während Richie und die Axtfraktion vorne versuchten den Ton anzugeben, trat Rainer Lindauer mit dem Schlagzeug mächtig ins Hinterteil. Alle Songs wurden somit von einer gekonnt erscheinenden Einheit mit voller Inbrunst in den Saal gepfeffert und dies ging in Mark und Bein über. Wenn man einen Besucher sieht, welcher vom ersten bis zum letzten Track jeden Songs lauthals mitsingt, dann erfreut einen dies nicht nur. Es ist ein Ansporn bis zum nächsten Liveauftritt von Jacobs Moor jeden Song auswendig zu lernen. Die Band hatte tierisch viel Spaß, der überschaubaren Besucheranzahl ihre Musik vorzulegen und man wirkte richtiggehend hungrig. Weiß gar nicht, ob ich den guten Herrn Krenmaier jemals so erfrischt erlebt habe. Nicht dass er jemals eine schlechte Figur abgeliefert hätte, aber an diesem Abend wirkte er wie nach einer Verjüngungskur und lies durch sein Erscheinen und seine grenz-geniale Stimmlage in allen Variationen so manchen Genrekollegen blass und alt aussehen. Wenngleich es eher mit gut 70 Besuchern eine kleine Veranstaltung war, so wurde man Zeuge eines absolut denkwürdigen Ereignisses, das Jacobs Moor auf dem Durchbruch nach oben sind. Jeder Gottverdammte Track konnte als Erfolg und geneigtem Zuspruch seitens der Besucher verbucht werden und da muss man sich fest anschnallen, denn der Hauptact des Abends setzt auf der Überholspur an.
Ein wirklich grenz-genialer Abend ging nach einer Zugabe leider zu Ende, gerne hätten wir alle noch weiter gelauscht. Krönung für die beteiligten Bands wäre noch eine gefüllte Halle gewesen, dennoch kann man diesen Abend als hohen Unterhaltungswert, mit toller Stimmung verbuchen. Gerne jederzeit wieder.
>> BILDER << vom Konzert (by Robert H.)