Bands: Nemesis My Enemy, Adamon, 5 Stabbed 4 Corpses, Deja Vu, Infest, Benighted, Ragnarok, Vital Remains, Crossing Edge, Senntus, Catastrofear, Nocturne, Proll Guns, Svarta, Anthem, Contaminant, Voltumna, Rotten Sound, Horna, Necrophobic, Cryptopsy, Vinegar Hill, Dismal Lumentis, Justice Lost, Camp Chaos, Lost Vital Spark, Madog, Bloodphemy, Mantar, Skalmöld, Omnium Gatherum, Hate, Darkfall, Vader, Pain Is, Ranz Date: 24.08. – 26.08.17 Venue: Spital am Semmering
Das Kaltenbach, „Austria’s finest Extreme Metal Open Air“, hatte auch 2017 wieder ein hervorragendes Line-Up. Vor wunderschöner Kulisse wurde vom 24.-26.8. bereits zum zwölften Mal ein riesiges Fest in Spital am Semmering gefeiert.
Tag 1 (24.08.17):
Nachdem frühzeitig angereist, das Zelt bereits aufgebaut und das Interieur drapiert war, ging es pünktlich um 15Uhr auf das Festivalgelände. Als Opener für Donnerstag hatten die Steirer von Nemesis My Enemy die Ehre die ebenso früh angekommenen Metaller auf die nächsten Tage einzustimmen. Noch waren nicht viele Menschen anwesend, die wenigen hatten aber bereits Spaß und gute Laune im Gepäck. Es folgten Adamon, die mit buntgemischtem Metal vieler Arten das Publikum, das sich bis zu Sonnenuntergang fast permanent im Schatten aufhielt, zu bespaßen.
Im Anschluss gab es für mich ein kleines Highlight; 5 Stabbed 4 Corpses brachten die heiteren Schwarz-Träger zum Tanzen und begeisterten mit ihrem Goregrind, dem auch ich noch gerne länger gelauscht hätte aber nach einer halben Stunde ist ja bekanntlich Schluss-strenger Zeitplan und so. Nachdem Deja-Vu, die sich selbst im Vergleich zu den anderen Bands als Hair-Metal bezeichneten, die bereits größere Menschenansammlung zu richtig guter Laune bespielten und zum Schluss noch ein mitreißendes Judas Priest Cover „Breaking The Law“ darboten begab ich mich auf einen Streifzug durch das Gelände, bestaunte die Duschgelegenheit, ärgerte mich über die WC-Situation, beäugte die Merchandise-Stände, während auf der Bühne bereits Infest spielten, die ich nur als Rauschen im Hintergrund mitbekam.
Zu Benighted hatte ich dafür schon etwas gegessen, die Sonne war bereits untergegangen und mir fiel auf, dass hier sehr viele Samples eingespielt wurden – im Laufe des Festivals musste ich einsehen, dass dies heutzutage wohl normal ist und viele Bands das so machen, ob mir das aber gefällt, da bin ich mir noch nicht sicher. Zumindest die Stimmung war großartig und die vorderen Reihen versanken im Moshpit – toll.
Bei Ragnarok wurde plötzlich für ein paar Songs alles dunkel, ob das so gewollt war weiß ich bis heute noch nicht, jedoch störte sich auch niemand daran. Black Metal braucht keine Ausleuchtung.
Der Headliner des Tages waren Vital Remains, die grenzgenial spielten, sich sympathisch zu präsentieren wussten und bei den Fans sehr gut ankamen. Der Versuch einer Wall Of Death gelang zwar nicht zu 100%, ging aber in einen gepflegten Circle Pit über, hauptsache Spaß…
Beim Stagediven wurde der Sänger brav aufgefangen, anschließend bedankte er sich so nett fürs nicht-fallen-lassen und seine heile gebliebenen Rippen. Zur Feier des Abends wurde noch eine Bibel verbrannt.
Die letzten beiden Bands bekam ich nur noch vom Zeltplatz aus mit, Crossing Edge und Senntus begeisterten aber die Nachteulen, zumindest die wenigen, die noch stehen konnten, hörbar.
Tag 2 (25.08.17):
Am Freitag ging es bereits um 12.30Uhr los, pünktlich starteten Catastrofear und unterbrachen manche wohl beim Frühstück. Stark verwundert war ich, dass das Gelände bereits so gut besucht war, so mancher im Publikum war aber bestimmt noch nicht im Bett/Zelt.
Der Andrang bei Nocturne war nicht ganz so groß, Black Metaller mögen wohl keine Sonne, von der es mehr wie genug gab. Musikalisch empfand ich es als durchaus passende Mischung zwischen Power und Black Metal, zumindest sehr energiegeladen.
Anschließend überraschten Proll Guns mit interessanter Bühnengestaltung und zwei „Saloon-Girls“, die nach der letzten Nummer noch Whiskey unter der Zuhörerschaft vergossen, mit spaßigem Death’n’Roll.
Gut gefüllt war der Platz vor der Bühne bei Svarta, dachte ich mir nach den ersten Songs noch Böses wie „Dornenreich-Abklatsch“, so musste ich im Laufe der Show mein Urteil revidieren. Es sind durchaus eigenständige, gute Musiker mit einer überraschend großen Fan-Base.
Anthem, Contaminant und Voltumna habe ich leider verpasst, da der Gasthof „Kärntnerhof“ zu leckeren, starken Kaffee anbietet, bei Rotten Sound waren meine Akkus aber wieder geladen, die der feiernden Meute sowieso, und ich fand mich wenige Minuten bevor Rotten Sound zu spielen begannen bei der Bühne ein. Mit ihrem Grindcore konnten die Finnen begeistern und haben einige zum Tanzen animiert.
Ebenso finnisch ging es weiter, zwar wurde komplett andere Stimmung, aber nicht weniger Begeisterung verbreitet. Horna, die auf der Bühne ein satanisches Ritual abhielten während sie ihren schwärzesten Metal spielten, bewegten die Beiwohnenden dazu dem Baphomet zu huldigen.
Necrophobic aus Schweden sind als nächstes dran, die Massen sind nur noch schwer von der Bühne wegzubewegen, nicht mal die Manowar-Pausenmukke, die sich wie ein roter Faden durch drei Tage Festival zieht, schafft das. Mich erinnerte der Sänger leider ein wenig zu sehr an Giftzwerg Dani Filth, sodass ich mich alsbald ins hintere Drittel des Festivalgeländes verzog.
Als dann Cryptopsy als Headliner des zweiten Tages auftraten um das komplette Album von 1996, „None So Vile“, zu präsentieren war das Gelände bis zur Bar nach hinten gerammelt voll. Von den exzellenten Musikern ging erstklassige Stimmung aus, die ich auch im hintersten Drittel noch mitbekam, wo mir die Ohren weniger dröhnten.
Vinegar Hill und Dismal Lumentis habe ich gepflegt verschlafen, mit Rauschen im Kopf und der Hoffnung am Samstag topfit aufzuwachen habe ich mich nämlich nach Cryptopsy auf die Isomatte gebettet.
Tag 3 (26.08.17):
Die Hoffnung wurde um sieben Uhr morgens jäh zerschlagen, dennoch ließ sich meine gute Laune am „Vader-Tag“ nicht trüben. Dazu trug auch die erste Band des Tages bei. Justice Lost waren zwar schon/noch immer(?) sichtlich betrunken, sie hatten aber so großen Spaß auf der Bühne, dass alle Umstehenden förmlich mit guter Laune infiziert wurden und sogar ein Mini-Moshpit ausbrach.
Das Publikum wurde bei Camp Chaos leider weniger, passenderweise trug der Sänger ein Pantera-Shirt und klang ein wenig wie Phil Anselmo selbst, kurz wurden Mundharmonika und Megaphon ausgepackt, dann war ihre Zeit auch schon vorüber.
Bei Lost Vital Spark waren vermutlich alle beim Mittagessen, der Platz vor der Bühne war wie leergefegt als die Linzer ihren Melo-Death zum Besten gaben.
Zurückgekehrt sind viele bereits zum Soundcheck von Madog. Bei diesem konnten die Villacher schon mit ihrer komödiantischen Art Sympathiepunkte sammeln. Die gute Stimmung hielt, das Gelände füllte sich zunehmend, auch wenn man mit Heavy/Power Metal wenig anfangen kann sind sie eine ausgezeichnete Live-Band, die Laune macht.
Bloodphemy konnte ich ausgezeichnet vom Zeltplatz aus hören, die Niederländer kamen mit ihrem Death Metal wohl beim Publikum an, bezugnehmend auf die handvoll Kinder, die sich am Festivalgelände befanden gab es ein Liedchen, das von einem Spross handelte, der seine Eltern erstochen hat.
Es folgte pure Gewalt im musikalischen Sinne, Mantar, das Duo aus Bremen, zeigte sich von der Irrsten Seite. Eine Gitarre, ein Schlagzeug und eine Riesenportion Wahnsinn beeindruckten mich zutiefst. Auch alle anderen Zuseher schienen ergriffen, natürlich im positiven Sinne. Diese vierzig Minuten werde ich so schnell nicht vergessen.
Skalmöld schlossen an diese kraftvolle Show an und die freien Reihen wurden immer weniger, mit ihrem wikingischen-Humppa begeisterten sie die Massen und verbreiteten mit Dauergrinsen gute Laune.
Die Melodic-Death-Fans kamen bei Omnium Gatherum voll auf ihre Kosten, ich bin zwar der Meinung, dass ein Keyboard das unnötigste Instrument der Welt ist, vor allem wenn es so inflationär wie von den Finnen benutzt wird, den Anwesenden schien es aber sehr zu gefallen.
Im Anschluss betraten Hate die Bühne, die ordentlich Krach machten und ihre Haarpracht fliegen ließen.
Destroyer666 mussten ihren Auftritt aus gesundheitlichen Gründen leider absagen, umso überraschter war ich wegen der Spontaneität von Veranstalter Thomas Spiwak, dass seine Band Darkfall einsprang. Sie spielten eine überwältigende Show (mit Heimvorteil) und trugen unter anderem auch ein paar Lieder der neuen CD vor. Die Laune unter den Fans war großartig, sie wurden gefeiert und nachdem Bier von der Bühne aus verteilt wurde (Bestechung!) waren bestimmt auch die letzten Skeptiker von der Band überzeugt.
Mit fabelhafter Stimmung und viel Vorfreude wurde nun auf Vader gewartet, hier sei anzumerken, dass Vader die einzige Band war, die beim Aufbau und Soundcheck nicht von Manowar aus der Dose begleitet wurde – Starallüren?! Auch waren sie die einzige Band, die am Merchandise-Stand weder Tonträger noch Shirts zum Verkaufen hinterlegten. Wirklich böse nahm ihnen das allerdings niemand, wenn die Verkäufer am Stand auch mit einem Zettel darauf hinwiesen.
Der Auftritt selbst war genial und hatte etwas Episches, viel Hitze und Feuer, die alten Männer sind meiner Meinung nach nicht umsonst Legenden, sie haben noch nichts an Kraft und Härte eingebüßt. Musikalisch von ausgezeichneter Qualität und absolut mitreißend, es war unmöglich ruhig stehen zu bleiben. Ein grandioser Abschluss für drei grandiose Tage.
Die „Nach-Headliner“ Pain Is konnten nur noch wenige zum Bleiben überzeugen, wenn auch die Bassistin im aufreizenden Outfit definitiv ein Blickfang war. Den nächtlichen Ausklang bildeten Ranz, um sich diese heiteren Gesellen über dreißig Minuten anzuhören benötigte man aber einen hohen Alkoholpegel.
Neben viel Sonnenschein, guter Laune, großartiger Musik, vielen zu Späßen aufgelegten und nur ganz wenigen bitterbösen Metallern gab es für mich zwei Kritikpunkte.
Zum einen die Toiletten, die zwar am Freitagmorgen, sehr zu meiner Überraschung, gesäubert und geleert wurden, danach jedoch nicht mehr. Zwar waren permanent Menschen eingeteilt um das Toilettenpapier nachzurüsten aber bereits am Abend waren die WCs wieder eingesaut. 5Stabbed 4Corpses Sänger Rico erwähnte zwar lobend die tollen Toiletten mit Pissoir, am Morgen des Samstag war er allerdings nicht mehr anwesend um sich das Massaker anzusehen.
Zum anderen ärgerte mich die enorme Plastikverschwendung. Nach den Konzerten sah es aus, als hätte es Müll geregnet, ich meine dem könnte man mit Becherpfand einfach entgegenwirken und sich so die Saubermacher sparen – die Sache mit dem Müllsack-Pfand scheint ja sehr gut zu funktionieren.
Dennoch habe ich es sehr genossen, die Atmosphäre, die alleine schon wegen der urigen Lage vorherrschte, ist unnachahmlich.
>> BILDER 24.08. << vom Festival (by Jasmin S.)
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