Bands: LORDI, Silver Dust, Shiraz Lane Date: 07.10.16 Venue: Explosiv, Graz
Die Monsterrocker und Spasskanonen von Lordi haben vor genau zehn Jahren mit ihrem Horror-Rock Konzept, stehend auf den Schultern der Giganten Kiss und Alice Cooper, den Eurovision Song Contest gewonnen. Nun, es ist also eine Dekade ins Lands gezogen, man hat hat fleissig, auch heuer, neue Alben veröffentlicht. Und man blieb in Optik, Sound und Thema seinem Konept treu. Es gilt: einmal Lordi, immer Lordi! Das Problem mit solchen Konzepten ist, dass sie im Unterhaltungswert ein klares Ablaufdatum haben, nämlich dann, wenn der zugrundeliegende Witz zur Zote wird. Ich war daher als Lordi-Livedebütant (zusehen, nicht mitmachen! – Anm. d. Verf.) gespannt, ob sie auf der Tour im Herbst 2016 zum neuen Album mit Shiraz Lane und Silver Dust das Gagniveau halten könnten; und bin daher letzten Freitag pünktlich ins Explosiv in Graz gepilgert.
Die Band, die den Abend als erste von dreien für Lordi vorbereiten sollten, waren die auch finnischen Glam-Rocker Shiraz Lane. Was mich etwas nervte, war, dass man erst mit gut vierzigminütiger Verspätung (also dem Äquivalent von zwei Bieren an der Bar, ist das Geschäftstaktik? – Anm. d. Verfassers) zu rocken begann. Der Auftritt von Shiraz Lane war dann nett, aber auch nicht mehr. Alles, aber alles an der Combo schreit ganz laut Guns’n’Roses: Der Gesang, die Optik, die Gitarrenlicks. Ihr Auftritt war hochenergetisch und rockte, aber das war’s dann auch. 2016 die Live-Reminiszenz von Appetite For Destruction zu sein, wird die Band nicht ganz nach vorne schleudern.
Die nächsten, die dann noch vorheizen durften, waren die Schweizer Mystik-Rocker und Metaller von Silver Dust. Für sie gilt ähnliches wie für ihre Vorgänger auf der Bühne des Explosiv, das positiverweise rappelvoll war. Die Truppe aus dem schweizerischen Jura macht oft doomigen aber immer melodischen Rock und Metal, der eine gute Atmosphäre macht. Mit ihrem 19. Jahrhundert-Look und dem scheinbar viktorianischen Image, das man pflegen will, sind sie schon ein Eyecatcher, aber es zählt dann doch die Musik. Und die hat mir auf Konserve doch besser gefallen als im ausverkauften Explosiv. Da ist viel Black Sabbath, umgemodelt für heute drinnen, ohne aber eine wirklich eigene Note entwickeln zu können. Für mich die schwächste Truppe des Abends.
Schließlich, und tatsächlich die Krönung des Abends, was es dann soweit, dass die Lordi-Monster die Venue rockten. Diese war wie gesagt ausverkauft und rappelvoll, glich einer Ansammlung von JüngerInnen, die auf ihren Lordi-Freak-Messias warteten. Und das war auch gut so! Lordi machten dann ihre Sache wirklich gut, boten eine solide Horror-Rock-Show; wobei mir vor allem auffiel, dass sie trotz ihrer gigantomanischen Maskierungen ordentlich bewegt rocken und dabei dennoch tight bleiben. Soundmäßig hatte ich auch wenig zu kritisieren. Dass die Masken der Lordis, gezaubert von ihrem Chefmonster, wirklich hochqualitativ sind und auch aus dem Fotograben noch begeistern, ist aber ein alter Hut. Lordi kamen, und zockten ein solides Set mit vielen ihrer bekannteren Tracks – wie zu erwarten war. Mir haben sie Spaß gemacht, ohne aber in Ehrfurchtsgeheul auszubrechen. Und schlafen konnte ich nach dem Gig auch – ein Hinweis darauf, dass der Horrorwitz doch etwas abtrocknet, seinen Zenit nach 2006 hinter sich hat.
Zusammengefasst: Ein netter, ausverkaufter Abend im Explosiv, der Spaß machte, aber mein Leben nicht veränderte. Lordi sind Lordi sind Lordi. Und wo wird das auch bleiben. Shiraz Lane sollte anchecken, wer die Gunners noch abkann oder wem der Dickbauch-Axl von 2016 nicht mehr so zusagt. Silver Dust hätten der eigentliche Opener sein sollen.