MAYHEM & KRYPTOMORPH, 08.12.2024, Simm City Wien
Die legendäre Black-Metal-Formation MAYHEM besuchte am 8. Dezember anlässlich ihrer Anniversary-Tour die Wiener Simm City. Mit dabei war KRYPTOMORPH. Alle Fotos vom Abend gibt es hier!
Kryptomorph
KRYPTOMORPH ist mehr ein Projekt als eine Band, ein willkürlich erzeugtes Mysterium, das vorgibt, aus einer fernen Galaxie zu stammen. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine mit Maske und Umhang verkleidete Person, die Dark Synth-Wave-Musik produziert. Warum lädt man gerade KRYPTOMORPH als Opener zu einem Black-Metal-Konzert ein? Nun, wie ich im Laufe des Abends von manchen Besuchern mitbekommen habe, hat Euronymous, ehemaliger Gitarrist MAYHEMs, gerne elektronische Musik gehört.
Es war aber auch, angesichts der aufwendigen Bühnenkulisse, zweckdienlich. KRYPTOMORPH brauchte ein Mischpult, einen Laptop und etwas Bewegungsspielraum. Umso überraschender waren die Gäste, die plötzlich auf der Bühne auftauchten. Zuerst kam ein Gitarrist. Dann erschien eine Frau in hautengem Outfit und etwas, das wie eine Nylonstrumpfhose aussah, um den Kopf, die mit einer großen Plastikplane kunstvolle Bewegungen ausführte. Dann kam auf einmal eine Violinistin. Die Lichtshow war durchgehend eher simpel gehalten, teilweise in einem sehr extremen, fast fluoreszierenden Blau.
Nachdem wir den restlichen Abend blasphemischen Black Metal gegen die Trommelfelle gepresst bekommen würden, sorgte KRYPTOMORPH für eine angenehme Einstimmungsmusik. Ich hatte den Eindruck, dass die Show niemanden gestört, aber nur wenige Personen mitgerissen oder begeistert hat. Es war trotzdem nett anzusehen und kurzweilig. Die Lieder waren lässig, aber nichts, das ich mir so nochmal anhören muss.
Mayhem
Kaum eine Band hat ein Metal-Genre dermaßen geprägt wie MAYHEM. Musikalisch waren die Norweger Wegbereiter des „True Norwegian Black Metal“, welcher sich in Sound und Thematik vom klassischen Black Metal abhebt. Die Geschichte von MAYHEM hatte aber auch einen beträchtlichen Einfluss auf das Image unserer Szene. Der Suizid von Dead, dem ehemaligen Sänger, die Ermordung des damaligen Gitarristen Euronymous durch Varg und diverse Kirchenbrände sind Ereignisse, die der Musikrichtung etwas Böses und Verbotenes verliehen haben. Mittlerweile hat sich das Image verändert, aber man bekommt doch immer wieder das Gefühl, dass manche Vorurteile hartnäckig in den Köpfen der Menschen verankert geblieben sind.
Ich habe mich mit MAYHEMs Bandgeschichte immer mal wieder auseinandergesetzt, mich für die Musik selbst aber nie begeistern können. Letztendlich hat mich der Gedanke, „MAYHEM auch einmal live gesehen zu haben“ zu deren Konzert in Wien gelockt. Retrospektiv ein großartiger Gedanke.
Der riesige MAYHEM-Banner verwehrte einem komplett die Sicht auf die Bühne. Anders als bei vielen Headlinern gab es hier kein aufbauschendes Intro und kein auf Auftakt abgestimmtes Fallenlassen des Vorhangs, woraufhin die Band energisch ihr Set eröffnet.
MAYHEM gaben uns ein geschichtsträchtiges Intro, das mir unter die Haut ging. Der Banner fiel ohne große Ankündigung. Schnell wurde er aus dem Weg geräumt, um die Sicht auf die imposante Bühnenkulisse nicht zu stören. Eine große Video-Wall zeigte diverse Interviews und Filmausschnitte der Band aus ihrer Anfangsphase. Englische Untertitel waren vorhanden aber leider zum größten Teil von Hellhammers imposanten Drumkit verdeckt. Die Projektionen und Tonmitschnitte zusammen mit den Hintergrundinfos im Kopf haben für mich das gesamte Konzert in eine einzigartige Atmosphäre getaucht.
MAYHEM geizten nicht mit visuellen Bühnenelementen. Ihre Lichtshow war sehr beeindruckend und untermalte die Dramaturgie ihrer Lieder exzellent. Sie war auch um einiges bunter und verspielter als ich erwartet hätte. Links und rechts waren Stiegen aufgebaut, die vor allem Sänger Attila und Gitarrist Ghul nutzten, um ihre Performance noch mächtiger wirken zu lassen. Bassist Necrobutcher, der, zusammen mit Schlagzeuger Hellhammer, eines der letzten Gründungsmitglieder der Band ist, war von Beginn an mit vollem Elan dabei. Der zweite Gitarrist Teloch stach einem durch seine Maskerade ins Auge und überzeugte mit musikalischer Finesse.
Das Set war in drei Abschnitte unterteilt, die gleichzeitig verschiedene Epochen von MAYHEM repräsentierten. Im ersten Abschnitt wurden ältere sowie neuere Lieder gespielt. Im zweiten Abschnitt beschränkte man sich auf Songs ihres berühmten Debütalbums „De Mysteriis Dom Sathanas“ (1994). Schließlich wurden fast alle Lieder ihrer EP „Deathcrush“ (1987) gespielt.
Je Abschnitt veränderten sich auch die Outfits der Mitglieder, allen voran natürlich Attila. Zuerst kam er mit einem bunten priesterlichen Gewand auf die Bühne, dann mit schwarzem Umhang und schließlich eher klassisch mit einer Kutte über einem schwarzen Tanktop. Diverse Requisiten wurden eingesetzt, darunter ein Strick und Knochen.
Der Sound war durchgehend sehr gut. Umso angenehmer war es, die alten, schlecht produzierten Songs in neuer Frische und Härte anzuhören. Die Band hätte laut Zeitplan noch gut zwanzig Minuten spielen können. Nichtsdestotrotz war der Auftritt in sich stimmig und abwechslungsreich genug, um sogar diejenigen bei Stange zu halten, die nicht vor lauter Ekstase mit zur Kralle deformierten, in die Höhe gestreckten Hand zwischen den Liedern „MAYHEM“ brüllten. Ja, die True-Fans haben mich oft zum Lächeln gebracht…
Fazit: MAYHEM haben uns ein imposantes Spektakel geboten, das sowohl visuell als auch musikalisch einen roten Faden hatte und angesichts der Bandgeschichte eine einzigartige Atmosphäre schuf.
Setlist
1. Malum
2. Bad Blood
3. MILAB
4. Psywar
5. Illuminate Eliminate
6. Chimera
7. My Death
8. Crystalized Pain in Deconstruction
9. View From Nihil
10. Ancient Skin
11. Symbols of Bloodswords
12. Freezing Moon
13. Life Eternal
14. De Mysteriis Dom Sathanas
15. Funeral Fog
16. Silvester Anfang
17. Deathcrush
18. Chainsaw Gutsfuck
19. Carnage
20. Pure Fucking Armageddon