Bands: Ohrenfeindt, Double Crush Syndrome Date: 05.11.15 Venue: Musik und Frieden, Berlin
Am 24.10.2015 war ich bereits in Hannover zu Gast bei Double Crush Syndrome & Ohrenfeindt
Für die Bands war es auf der lfd. Tour der letzte Gig vor einer mehrtägigen Verschnaufpause. Lustigerweise ging es am 5.11.2015 in Berlin weiter, so dass mir keine Konzerte der Bands in der Zwischenzeit entgingen und ich dabei war, wie die Tour wieder Fahrt aufnahm.
Die Bühne im Ex-Magnet Club in Berlin ist ziemlich klein, bzw. durch diverse aufgehangene Boxen recht niedrig (wie der ein und andere Musiker später noch spüren wird…!).
Lt. Aussage des Kassierers fanden ca. 150-180 Nasen den Weg in den „Musik und Frieden“ umbenannten Club, während sich herumsprach, das der Gig in München wohl jetzt ausverkauft ist. Die Norddeutschen erhalten im Süden viel Support über´s Radio, die Rockantenne sei da jetzt mal erwähnt.
Auf die Frage ob das die erfolgreichste Tour in der Bandgeschichte ist, entstand ein längeres Gespräch in dem ich viel über einige Rechnungsweisen und Abläufe erfuhr, mit denen eine Band in der Größe Ohrenfeindt sich ohne Management „rumschlagen“ muss, letztendlich aber doch froh ist, keinen Manager einstellen zu müssen da man in den letzten Jahren nicht nur musikalisch dazu gelernt hat…!
Ob die Tour nun erfolgreicher ist, vermag man nicht wirklich zu sagen aber ich denke, Chris wird nicht nur in die Gesichter alter Bekannter blicken…
Die ersten Töne des gut gewählten Anheizers Double Crush Syndrome sind zu vernehmen und wir wollten dann fix zur Bühne, um wieder zu erleben wie Andy Brings, Julian Fischer & Slick Prolidol den Berlinern melodischen Kickass-Rock´n´Roll mit ´ner dezenten Punknote lehren, wieder zelebrieren.
Die Band flirtet mit dem Publikum, zieht es innerhalb weniger Sekunden auf seine Seite, schwingt die Rock´n´Roll Keule und nimmt keine Gefangenen. Natürlich wird gekonnt und schweißtreibend gepost und die Band erhält nicht nur für die musikalische Leistung den wohlverdienten Applaus. Sie spielen sich souverän durch ihr bisher veröffentlichtes Album „The You Filter“ & der EP „Can´t You Be Like Everyone Else“ und präsentieren 3 neue Songs, die sich ebenso gut in den Live-Ablauf einfügen.
Auch Slick kam heute in den Genuss, Stimme zu zeigen.
Man muss dieses Rock´n´Roll Gewitter erleben und sich von der unbändigen Energie der 3 packen lassen. Ich bin mir sicher, wir werden noch mehr von ihnen hören, neues Album ist „in der Mache“ und einiges weitere erzählte uns Andy in einem kleinen Gespräch nach dem erfolgreich abgeschlossenen Gig. Das Publikum ist gut angeizt und verlangt jetzt nach Ohrenfeindt, deren Crew wirklich fix am Werk ist. Auch hier sei erwähnt: Beide Crews sind gut und fix am auf- und abbauen!
Es dauerte nicht wirklich lange bis Chris, Keule und Andi die vernebelte Bühne betraten.
Auch in Berlin konnte die Band noch so einiges zu dem clubeigenen Licht beisteuern und hätte unter freiem Himmel so einiges Mal den Nachthimmel taghell erleuchtet.
Gestartet wurde der „AC/DC auf Deutsch“ Reigen mit „Zeit für Rock´n´Roll“ und die Band zockte gutgelaunt gekonnt so ziemlich dieselbe Setlist, wie ich sie bereits in Hannover kennengelernt habe.
Ohrenfeindt boten das volle Programm welches von Fans und Konzertbesuchern verlangt wird; seien es nun die Mitsingspielchen, augenzwinkernde Konversationen über Lieblingskieze und Bezirke mit dem Publikum (die Berliner haben dann freundlich und höflich zugestimmt, dass das wohl St. Pauli wäre…die Debatte hätte sonst Stunden andauern können, hahaha), und natürlich den ewig umtriebigen Keule der wieder wirkt, als wäre seine Batterie wieder überladen…! Unglaublich wie viele Meter der Mann auch auf einer wirklich kleinen Bühne ablaufen kann, während Andi und Chris tight und groovend den Takt angeben.
Die Berliner feierten ordentlich mit und die Band gut ab.
Es ist etwas schade, dass der Laden nur zu knapp ¾ gefüllt war, doch es wirkte vor der Bühne etwas familiärer, heimeliger und die Berliner haben verhältnismäßig gute Stimmung gemacht.
Nach etwa 2 Stunden geballtem Power Blues Rock und Texten aus dem Leben die wirklich jeder mitsingen konnte, musste ich für mich schon wieder feststellen, dass 3 Mann auch eindeutig reichen, um schweren Alarm zu machen (erwähnte ich bereits in meinem letzten Review!), die über 120 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen lassen können. Irgendwie habe ich in diesem Jahr schon sehr viele gute Bands mit diesem „Three Men Are Enough“ Credo erlebt…
Das hätte von mir aus auch noch weitere 2 Stunden so weitergehen können und wieder hatte ich zig Ohrwürmer auf der Heimfahrt im Schädel…
Nach dem Ohrenfeindt Gig hatte ich wie bereits erwähnt, noch ein kleines Gespräch mit Andy Brings über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die Herkunft von Double Crush Syndrome und einigem mehr, doch lest selbst:
MU: Hi Andy, Danke das Du Dir für uns so kurz nach der wirklich sichtlich anstrengenden Show etwas Zeit für uns nimmst. War übrigens heute wieder der absolute Hammer!
Seit wann gibt es Double Crush Syndrome?
AB: Seit 2013! Ich war ja davor ein paar Jahre solo unterwegs aber da bin dann quasi Ende 2012 bei mir selbst ausgestiegen weil…das war alles total geil…aber die Band war mir dann einfach zu groß…die 2 Backgroundsängerinnen und bla bla bla…das war dann irgendwie schon ´ne Rock´n´Roll Big Band fast…das wurde immer schwieriger gemeinsame Proben und ausreichend Gigs zusammen zu kriegen, das hat mich so angenervt…
Und dann habe ich irgendwie bei einem Konzert im Paunchy Cats (kl. Club in Lichtenfels) auf einer Mini-Bühne die Lost Angels gesehen und dachte mir:
Das ist es! Das will ich! Das war alles so total geil…ich bin dann halt aus mir selber ausgestiegen und habe Markus Herzog (Drums) und die Aurora Steffens (Bass) aus meiner Soloband gefragt, ob sie nicht auch Bock haben, Rock´n´Roll back to the roots einfach nur zu spielen. Komplett auf alles scheissen und nur rausgehen und spielen. Und so ist das Anfang 2013 entstanden. Es läuft seitdem…die beiden sind nun nicht mehr dabei aber der Slick ist jetzt schon seit über einem Jahr dabei,..den kenne ich noch von The Traceelords, meiner anderen Band früher…und seit dem läuft das. Wir haben keine Promo gemacht, keine Plattenfirma…wir sind nur rausgegangen und haben gespielt. Und dann kam immer mehr, wir haben ´ne Tour mit J.B.O. gemacht, viele Gigs mit Doro gespielt, mit Hardcore Superstar, mit Sebastian Bach, nun mit Ohrenfeindt…das lief auf einmal ohne Ende!
Und jetzt sind wir seit knapp 3 Jahren mit unserem 1. Album unterwegs, was auch nur ´ne halbe Stunde lang ist, 2 Besetzungswechsel, immer unterwegs, ja wir sind dran am neuen Album…ein Jahr ist nix, ein Jahr ist irgendwie nichts mehr…die Zeit rennt…
MU: Du hast ja auch bei einigen Sodom-Scheiben mitgewirkt, warum ist das weggefallen?
AB: Sodom ist ja schon ewig lange her und tatsächlich habe ich ja eben auf der Bühne gesagt, das ich hier in Berlin im Huxley´s mein 1 Konzert ever, 1992 mit Sodom gespielt habe, und dann haben wir 4 Platten gemacht und waren auf Tour mit Motörhead und 1994 war es dann vorbei mit Sodom. War nicht meine Entscheidung aber alle haben sich wieder lieb! Ich habe ja auch 2006 ein Sodom Album und 2010 ein Onkel Tom Album produziert; der Sodom-Familie bin ich irgendwie erhalten geblieben, aber bin ja auch irgendwie heilfroh das das alles so kam wie es kam…Ich habe dadurch sehr früh meinen Teil daraus gelernt…
MU: Dann ging es weiter mit The Traceelords und es folgte eine Metalband…
AB: Powergod! Bist ja gut informiert! Aber das lief ja unter Pseudonymen…ist inzwischen auch 10 Jahre her…Mit The Traceelords war es 2006 zu Ende…
Das ist bei mir so:
Wenn´s mich nicht mehr kickt, dann stelle ich auch die lebensverlängernden Maßnahmen ein.
Und jetzt mit Double Crush Syndrome habe ich das Gefühl: ich bin endlich angekommen.
Ich kann endlich alles machen was ich will, super Band dabei, die Jungs ziehen mit, mit vollem Durchhaltevermögen, mit Power, mit Biss und das halten nicht alle durch.
Ich bin da auch sehr hart gegen mich selbst, ich will nur raus, spielen, Rock´n´Roll! Spielen!
Nicht saufen, Drogen…sondern arbeiten, spielen, Rock´n´Roll! Das ist nix für Hobbymusiker oder Weekendwarriors…
Also: ich fahre das Auto und wer mitfahren will: Schnall dich an…aber nicht ausbremsen!!
MU: Ihr zieht ja doch ´ne wirklich schweißtreibende, anstrengende Show Abend für Abend durch.
Hattet ihr jetzt auch ´ne Verschnaufpause oder wurde in der Zeit woanders gezockt?
AB: Wir hatten zu Halloween quasi in unserer Heimat in Essen, in unserem Lieblingsladen „Freakshow“ eine ausverkaufte Show gespielt, ein komplettes 80-90 Minuten Set. Es war so bumsvoll das sogar Leute nach Hause geschickt werden mussten. Das war so richtig geil.
MU: Ihr habt schon Songs für 1 ½ Stunden zusammen?
AB: Ja, wir haben schon so viele Songs neu…wir müssen sie halt nur aufnehmen…Ich meine, wir sind ´ne Liveband, dafür leben und sterben wir…wir haben auch heute noch extra die Setlist geändert, damit die Nummer mit Slick am Mikro rein kann, der ist auch so unheimlich geil…
MU: Wie wird es mit DCS weitergehen?
AB: Wir machen das 2. Album, sind auch schon dran aufzunehmen…es kommt nächstes Jahr, sollte eigentlich schon längst raus sein doch im Sommer wurde ich für längere Zeit auf Tour krank und war erstmal raus für mehrere Wochen, bin in Frankreich komplett abgeklappt und habe den eh schon sehr engen Zeitplan komplett getötet…und dann ging es ja auch schon wieder auf Tour! Also Album kommt, 2016, wahrscheinlich April und bis dahin werden wir weiter live spielen!
MU: Wie schaut´s denn mit dem nächsten Werk aus, liegt denn bei Dir oder einem Label Interesse vor, sich ggf. vertraglich zu binden, um allein schon einen weiterbringenden Vertrieb unter Dach und Fach zu haben?
AB: Wir haben für´s erste Album gar nix gemacht; CD´s gepresst und raus auf die Bühnen: kein Label, kein Management, kein Booking, keine Promotion…rein gar nichts, weil ich darauf keinen mehr Bock hatte…eine geile Band findet ihr Publikum schon!
Aber wir überlegen uns schon, mit dem 2. Album den nächsten Level anzupeilen…
Wobei mir wichtig wäre, das die Leute von uns hören aber was zählt ist da draußen, auf der Bühne! Und wenn die Leute uns geil, dann erzählen die das auch weiter! Das ist mir lieber als wenn irgendjemand irgendwelchen Scheiß über mich und meine Musik schreibt, der mich nicht mal kennt oder versteht, worum es eigentlich geht sondern nur auf seine „Zeilen“ kommen will.
Das ist nun mal unsere Attitüde, wir scheissen auf alles was da kommt und wollen nur vor Menschen spielen die uns auch geil finden. Ich muss weder Schreiberling A noch Hobbyschreiberling B gefallen müssen um zu tun, was mir gefällt. Und dann ist es mir auch echt latte, ob ich nur 2 oder 8 Punkte bekomme.
Wenn jemand wie du jetzt nach dem Gig zu mir kommt und mir erzählt wie geil oder wie scheiße er mich fand, dann höre ich mir das auch gern an. Das ist Feedback!
HIER spielt die Musik!
Wenn sich jemand aus ehrlichem Interesse dahinterklemmt und über uns was in seiner Freizeit schreibt, dann finde ich das auch gut, auch wenn ihm nicht alles gefällt was wir machen…!
MU: Was steht denn jetzt noch tourtechnisch auf dem Plan, erlebe ich euch im Januar 2016 auch bei Ohrenfeindt im Vorprogramm?
AB: Ich denke mal nicht…wir werden die Gigs im diesem Jahr noch gemeinsam durchziehen..obwohl ich gern würde, läuft super! Aber jetzt erstmal bis zum Ende des Jahres.
MU: Ich danke Dir für die Infos und wir werden uns garantiert noch sehen / hören…