SEPULTURA, DEATH ANGEL, DUST BOLT 08.07.22 Rockhouse, Salzburg
Die EUROPEAN ‚QUADRA‘ TOUR stand ja nicht unbedingt unter einem guten Stern. Zuerst musste sie schon auf das diesjährige Jahr verschoben werden. Was dann folgte, erschütterte wohl die Szene ungemein. Fast schon hätte die Tour abgesagt werden müssen, denn der Langzeitklampfer Andreas Kisser musste die Tour vorzeitig abbrechen. Aus bekannten Gründen, denn seine Frau Patricia Perissinoto Kisser lag bereits im Sterben und wie bekannt, verlor sie den Kampf mit dem Krebs am 03. Juli. An dieser Stelle bekunden wir unser tiefstes Mitgefühl und Beileid an den Gitarristen und seiner Familie. The Show Must go on, denn man lebt ja schließlich von der Musik. Leider Gottes mussten zwei Deutschlandtermine gestrichen werden und als Ersatz sprang kurzfristig Gitarrist Jean Patton (PROJECT46, ex-ITSELF, ex-KORZUS) ein. Das Veranstaltungsteam konnte längst im Vorfeld Sold Out verkünden, was natürlich eine Wucht war. Viele Leute freuten sich schon auf das Event, denn für etliche war es das Erste nach dem ganzen Pandemiewahnsinn. Die Stimmung war zuvor in- und außerhalb der Konzerthalle äußerst ausgelassen und man bekam nach fast drei Jahren (COVID und berufliche Abwesenheit) wieder viele Bekannte neuerlich zu Gesicht.
DUST BOLT aus Landsberg am Lech waren die Ersten im Bunde. Die bayrische Thrash Metal Truppe wurde mir vorher von Kollegen mit den Worten: DUST BOLT reißen ab empfohlen. Dass die Jungs aber dermaßen abgehen wie Schmidts Katze hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können. Die Thrash Maniacs waren ein ausgezeichneter Warm-Up. Gut, das Schlagwort kann nicht das ausdrücken, was die Jungs abgeliefert haben. Mit Feuer unterm Hintern bolzten die Herrschaften ein superbes Thrash Programm locker aus den Ärmeln und fegten hierbei (insbesondere Basser Tom Liebling) wie von der Tarantel gestochen über die Bühnenbretter.
Leider Gottes musste auch diese Formation mit einer Dezimierung kämpfen. Zum Trio geschrumpft, denn Florian Dehn musste Krankheitsbedingt zu Hause bleiben. Die Zeiten von Internet und Co machten es möglich und so wurde dem Gitarristen via Videotelefonie gezeigt, was zur frühen Stunde im Salzburger Rockhouse hier abging. Der Querschnitt aus traditionellem und groove orientierten Thrash kam gut beim Publikum an, welches zahlreich die Halle gefüllt hatte und ihre Rüben beutelten.
Selbst einem geforderten Circle Pit kamen die Besucher wohlwollend nach. Da erblickte ich etliche befriedigt grinsende Gesichter, was einem nach so langer Zeit gefehlt hat. Das Trio war schwer begeistert von dem Zuspruch und griff in die Vollen. Gitarrist und Sänger Lenny Breuss ließ es sich nicht nehmen und kletterte über den Wavebreaker, um mitten in der Halle mit dem feiernden Publikum mitzumachen. Eine ausgelassene Party, welche leider Gottes viel zu früh endete. Würde mich fürwahr freuen, die Jungs baldigst Live wieder erleben zu dürfen.
Mit DEATH ANGEL verbinden meine Frau und ich weitaus mehr als nur Musik. Bei ihrem letzten Aufeinandertreffen vor elf Jahren in Graz sind wir uns das erste mal näher gekommen. Umso mehr freuten wir uns auf diese Urgesteine der Bay Area Thrash Szene. Sichtlich ergraut sind die Jungs, allerdings von der Perfomance her, in besonders guter, stets jugendlich Verfassung. Somit merkte man den Jungs ihr Alter (Sänger Mark Osegueda ist auch schon 53) zu keinem Zeitpunkt an und die Truppe zog eine Thrash Gewaltswand auf, die ständig niedergerissen wurde.
Herrlich mit anzusehen und selbstredend mitten im Pit mitzuerleben. Die Halle war nun bis nach hinten komplett gefüllt und das feiernde Publikum zog meiner Meinung nach alle Register und feierten die Thrash Urgesteine ordentlich ab. Die Performance und die Kommunikation mit dem Publikum durch Mark waren wie eine Familienfeier. Mit seinen Statements hatte er die Halle bis nach hinten fest in seiner Hand. Unter lautstarkem Beifall wurde ein Querschnitt geboten, welcher von den Songs her keine Wünsche offenließ.
Ob altbekannte Gassenhauer aus der frühen Schaffensphase der Urgesteine, oder Songs neueren Datums, eine gute Auswahl wurde zum Besten gegeben. Die Stimmung war wie bei den Vorgängern von Anfang an klasse. DEATH ANGEL trugen das ihre dazu bei und hämmerten gleich weiter eine Thrash Granate nach der anderen ab. Lediglich die Ansagen für kurze Verschnaufpausen, was man im Gegensatz zum Geschwindigkeitstreibenden Programm unbedingt benötigte, um neue Reserven bis zum Ende hin zu mobilisieren stoppten den Hochgeschwindigkeitsauftritt. Den Musikern merkte man an, dass es ihnen Spaß machte, dem feiernden Publikum eine gewaschene Thrash Show zu bieten. Mark Osegueda war sichtlich begeistert und ließ es sich nicht nehmen, mehrmals regelrechte Dankeshymnen loszuwerden. Mit dem fulminanten Rausschmeißer „Thrown To The Wolves“ wurde ein genialer Auftritt beendet und die Bühne für den Hauptact des Abends frei gemacht.
Setlist Death Angel:
01. The Ultra-Violence / Evil Priest
02. Voracious Souls
03. Seemingly Endless Time
04. Claws in So Deep
05. The Dream Calls for Blood
06. Caster of Shame
07. The Moth
08. Humanicide
09. Thrown to the Wolves
SEPULTURA wurden durch den durch die Boxen schallenden Song „Policia“ der Truppe TITÃS sehnsüchtig erwartet. Unter den Klängen von „Arise“ lag es nun am Hauptact endgültig alles in Schutt und Asche zu legen. Dass die Truppe durch den Verlust ihrer langjährigen Freundin angeschlagen war, konnte man sehen, allerdings war musikalisch alles erste Sahne und die brasilianischen Thrasher boten gleich zu Beginn eine Auswahl von Songs, welche insbesondere die älteren Semester der Fans ansprachen. Sänger Derrick Green ist und bleibt eine imposante Erscheinung in der Metalszene. Der Hüne offeriert nach wie vor, dass er der richtige SEPULTURA Sänger ist.
Der Auftritt wurde der langjährigen Freundin der Band gewidmet und bei der Ansage durch den Sänger trieb es augenscheinlich Gründungsmitglied und Basser Paulo Xisto Pinto Jr. die Tränen in die Augen. Anyway, versiert und tight gingen die Mannschaft mit dem Ersatzgitarristen ins Rennen und siegten meiner Meinung nach an allen Fronten. Das Publikum feierte, obgleich vorher schon amtlich bedient worden, munter weiter und die ausgelassene Feierstimmung war der Wehmutstropfen für die Band. Kaum verwunderlich, wenn angeschlagen, ließen es sich die Brasilianer nicht anmerken und boten eine gewohnte Show der Marke SEPULTURA, bei welcher die Fans im Pit ordentlich umher hechteten. Durch die gute Auswahl der Setlist ließen SEPULTURA die Herzen Fans aller Jahrgangssemester höherschlagen.
Das voll besetzte Rockhouse war begeistert von der Emsigkeit, die ihnen diese Thrash Urgesteine entgegenbrachten. Generell war die Auswahl des Songmaterials gut gewählt. Lediglich waren „Machine Messiah“ und „Agony Of Defeat“ für mich ein wenig der Stimmungskiller. Dies ist Geschmackssache, denn überwiegend wurde ein volles Programm aller bisher veröffentlichten Alben geboten, bei welchen insbesondere das „Chaos A.D.“ Album den Hauptanteil der Songs bekam. Derrick Green, eine überragende Figur auf der Bühne, hat den perfekten Gesang, der zum SEPULTURA-Sound passt. Jean Patton unterbreitete, dass er die beste Wahl als Ersatzmann für die Band war.
Es schien, als würde er jahrelang nichts anderes machen, als für diese Band zu spielen. In so kurzer Zeit sich einzufügen, will schon was heißen. Aggression und Wut, die sich aufgestaut hat, ergoss sich unvermindert auf das Publikum, welches sich sichtlich schweißgebadet dem Treiben hingab. Das nahende Ende wurde mit „Slave New World“ und „Refuse/Resist“ eingeläutet.
Die Band beendet den Abend mit einem „Roots“-Doppelgeschoss „Ratamahatta“ und „Roots Bloody Roots“. Ein wahrhaftig denkwürdiger Abend, welcher wohl für alle zu schnell endete.
Setlist SEPULTURA:
Polícia (Titãs song)
Tribal Intro
01. Arise
02. Territory
03. Means to an End
04. Capital Enslavement
05. Kairos
06. Propaganda
07. Sepulnation
08. Cut-Throat
09. Convicted in Life
10. Machine Messiah
11. Troops of Doom
12. Agony of Defeat
13. Slave New World
14. Refuse/Resist
Zugabe
15. Ratamahatta
16. Roots Bloody Roots