TESSERACT, UNPROCESSED & THE CALLOUS DAOBOYS: „War of Being“-Tour – Live-Bericht
TESSERACT besuchten am 3. Februar anlässlich ihrer „War of Being“-Tour die Wiener Simm City. Mit dabei waren UNPROCESSED als Special Guest und THE CALLOUS DAOBOYS. Alle Fotos vom Abend gibt es hier!
The Callous Daoboys
So chaotisch wie die Musik von THE CALLOUS DAOBOYS klingt, so chaotisch war der Auftritt der Mathcore-Band. Man wusste gar nicht, wo man hinschauen sollte. Ständig passierte etwas und die Bandmitglieder waren nicht zu bremsen in ihrer Performance. Die Instrumente wurden mit vollster Inbrunst gespielt und jeder Wechsel in der Musik mit Mimik und Körpersprache akzentuiert. Es wirkte insgesamt fast schon übertrieben dynamisch.
Im Publikum gab es einige Leute, die sich sehr gut unterhalten fühlten. Darunter gab es eine Handvoll Übermütige, die auf Kommando der Band einen Mosh Pit starteten, der ein verhältnismäßig großes Loch inmitten des Saals hinterließ. Je weniger Leute bei einem Mosh Pit mitmachen, desto aggressiver führen sie sich darin meistens auf… Gegen Ende rief der Sänger zu einer Wall of Death auf, die ähnlich groß ausfiel, bei der dafür nur wenige Menschen mitmachten.
Dadurch, dass man auf verschiedensten Ebenen mit Reizüberflutung zu kämpfen hatte, war der Auftritt von THE CALLOUS DAOBOYS sehr kurzweilig. Völlig unbekannt dürften sie dem Publikum nicht gewesen sein, da ich vereinzelt Leute sah, die mitsangen oder die Songs auffällig gut kannten. Darüber hinaus war der Sound sehr gut.
Setlist
01. Star Baby
02. Violent Astrology
03. Pushing the Pink Envelope
04. Waco Jesus
05. What Is Delicious? Who Swarms?
06. Blackberry DeLorean
07. Fake Dinosaur Bones
Unprocessed
Weniger chaotisch, dafür ähnlich musikalisch komplex war der Auftritt von UNPROCESSED. Der Sound war weiterhin großartig und so kam man in den Genuss, die Versiertheit der Band mit anzusehen und zu hören. Es war schlichtweg beeindruckend, was auf der Bühne passierte. Was für ein ungeschultes Auge aussieht, als würden die Gitarristen wahllos auf Saiten tippen, entpuppte sich hier als musikalische Meisterleistung. Selten haben mich Finger auf Gitarrensaiten so gefesselt. Dazu kommen der moderne Sound sowie die Vocals, welche zwischen klaren und harschen Tönen wechseln und ausgeklügelte Drum-Beats. Fans von Djent sind hier genau an der richtigen Adresse.
Schnell wurde klar, dass viele Fans von UNPROCESSED vor Ort waren. Einerseits war es in der Simm City um einiges voller geworden, als die Band anfing zu spielen. Andererseits war die Stimmung bereits unglaublich ausgelassen und locker. Die Band musste das Publikum gar nicht extra zum Moshen animieren – die Leute fingen von selbst damit an. Das letzte Lied „Haven“ war gewissermaßen den Crowdsurfern gewidmet. Der Sänger wünschte sich, dass zumindest eine Person vom Publikum nach vorne manövriert werden sollte – schließlich waren wir auf einer „Rock-and-Roll-Veranstaltung“. Daraufhin wurden die Prog-Metaller aus Wiesbaden mit tobendem Applaus verabschiedet.
Setlist
01. Hell
02. Lore
03. Fear
04. Abandoned
05. Thrash
06. Deadrose
07. Glass
08. Haven
TesseracT
Als es endlich Zeit war für TESSERACT, war es in der Simm City anständig voll. Das Konzert war immerhin fast ausverkauft. Die britische Prog-Metal-Formation war das letzte Mal 2019 im Salzburger Rockhouse und am Nova Rock zu Besuch in Österreich. Mit diesem Konzert der „War of Being“-Tour markieren TESSERACT den Meilenstein ihres größten Headliner-Konzerts im Lande! Die Briten kommen offensichtlich gut bei uns an.
Es machte keinen Unterschied, ob neue oder ältere Songs gespielt wurden. Die Lieder vom neuen Album „War Of Being“ (2023) fügten sich nahtlos in die Setlist ein. Sie wurden vom Publikum gefeiert, als wäre der Longplayer bereits ein Klassiker. Mosh und Circle Pits gab es andauernd, was ein weiterer Beweis für die positive Resonanz ist. Zwischendurch sah ich ein paar Fans, welche die komplexe Musik mit ungewöhnlichen Tanzstilen begleiteten. Bei progressiven Metal-Genres ist mir bereits öfter aufgefallen, dass die Körpersprache einiger Fans vom typischen Headbangen und Moshen manchmal abweicht.
Nachdem die Band nach einer verräterischen Pause wieder die Bühne betrat, wurde an die Old-School-Fans appelliert. Das große Finale setzte sich aus zwei Liedern vom Debütalbum „One“ (2011) zusammen. Das Publikum holte den letzten Rest Energie aus sich raus und eskalierte ein letztes Mal zusammen mit der Band.
Setlist
01. Natural Disaster
02. Echoes
03. Of Mind – Nocturne
04. Dystopia
05. King
06. War of Being
07. Smile
08. The Arrow
09. Legion
10. The Grey
11. Juno
12. Concealing Fate, Part 1: Acceptance
13. Concealing Fate, Part 2: Deception