Bands: Trans Siberian Orchestra Date: 25.01.14 Venue: Tempodrom, Berlin
Bevor ich die nächste Lobeshymne über die Live-Inszenierung einer der besten Rock/Metalopern verfasse, sollte ich vielleicht etwas genauer erklären, wer das Trans-Sibirische Orchester ist, woher es stammt, woher es kommt, wer dran beteiligt ist, usw…
Eigentlich beginnt alles mit der US Metal Legende SAVATAGE!
Ich gehe mal von aus, dass hier jeder Metalhead mit der Geschichte dieser begnadeten Band vertraut ist!
Deren Manager Paul O´Neill war schon immer offen der Meinung, dass die Band mehr als nur US Metal kann und auch machen soll…und Band-Zepterschwinger Jon Oliva hat ja nun auch das Gespür für operettenhaften und musicalpassable Songs a la „Gutter Ballet“, die Konzeptalben „Streets“, „Dead Winter Dead“ und „Poets And Madmen“ sind letztendlich abgeschlossene Geschichten, die auch auf der Bühne funktionieren, wie das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA nun beweist!
Während die Band SAVATAGE mehr und mehr ins Ungewisse dümpelte, tobten sich die einzelnen Mitglieder in vielen Soloprojekten aus, wobei einige Musiker dann auch in dem Projekt des anderen Bandmate mitwirkte…So entstanden DOCTOR BUTCHER (die fette US Heavy Metal Kelle von Jon Oliva, die den Anfangstagen von SAVATAGE so ziemlich am nächsten kommt), CIRCLE II CIRCLE (die Band von Sänger Zak Stevens), JON OLIVA´s PAIN und die Solo-Veröffentlichungen von Chris Caffery! Die einzelnen Musiker gaben sich auf den Alben der Kollegen wie gesagt, die Klinke in die Hand aber alle zusammenkommen, sollten sie erst wieder mit dem TSO!
Manager Paul O´Neill und Jon Oliva arbeiteten das bereits vorhandene Material familienfreundlich und mainstream-unterhaltend bühnentauglich aus und zogen zur Weihnachtszeit mit dramatischen und packenden Stories, einer umwerfenden Licht- und Bühnenshow durch die USA und konnten von Anfang nur gewinnen!
Viele bekannte Musiker gaben ihr „Stell-Dich-Ein“ beim Trans-Sibirischen Orchester und der riesige (von Paul O´Neill erwartete) Erfolg zwang das Ensemble sich zu splitten um die Ost- und Westküste der USA weihnachtlich gleichzeitig betouren zu können!
Die perfekte Verschmelzung von Rock/Metalshow/Klassik/R&B/Theatermusik mit klassischen Broadwayshow-Elementen und Erzählungen die nicht genrefangend sondern weit genreübergreifend alle Altersgruppen in ihren Bann zieht.
Immerhin hatte das Ensemble bereits einen Auftritt bei Carmen Nebel und spielte zu Silvester 2013/2014 in Berlin am Brandenburger Tor!
Inzwischen feiert das TSO sein 15jähriges Bühnenjubiläum und endlich haben ein paar schlaue Menschen gemerkt, dass die Europäer auch kulturinteressiert sind…zumal das aktuelle Billing einfach nur jedem SAVATAGE Fan die Tränen vor Freude in die Augen treibt!
Jeff Plate, Al Pitrelli, Johnny Lee Middleton, Chris Caffery,… dazu gesellt sich im ausgesuchten Chorgesang Jeff Scott Soto und an den Tasten ist mit Vitalij Kuprij auch kein Unbekannter Zugange.
Wenn man die ganze Geschichte mal ganz straff überblickt, dann ist das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA nur die logische Schlussfolgerung, bzw. die konsequente Weiterführung von dem was SAVATAGE auf ihren letzten Veröffentlichungen von sich übrig ließen: Melodischer hochqualitativer Musical Metal, der mal als lupenreiner US Metal begann…und nun Familien-konform zur Weihnachtszeit u.a. über den Krieg in Jugoslawien auch sehr nachdenklich und melancholisch unterhalten kann…
Auf SAVATAGE angesprochen, bekommt man von Mountainking Jon Oliva oft zu hören, dass er sich nicht darauf konzentriert die Band zu reformieren sondern lieber in die Zukunft schaut. Es gibt viele musikalische Ableger der Band, welche auch alle mit den Ex-Mitgliedern immer noch touren und diverse Klassiker zum Besten geben!
Womit wir dann beim aktuellen Geschehen wären:
TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, 25.Januar 2014 in Berlin/Tempodrom
Mein 2.Konzert dem ich beiwohnen darf, obwohl ich mich schwer zusammenreißen musste, nicht doch den berühmten „Wayne´s World“-Kniefall auszuführen, als ich die Musiker auf der Bühne sah…
Manchmal ist es halt nicht leicht ein Fan zu sein und doch objektiv genug über einen Event zu berichten, von dem man weiß, dass er einen garantiert nicht enttäuschen wird.
Das TSO ist auf seiner Wintertour unter dem Motto „Tales Of Winter“ unterwegs und präsentiert uns mit vollem Showeinsatz ein sauber gewähltes Best Of Programm seines bisherigen Schaffens! Ob nun metallisch-klassische Intermezzi, klassisch ausgelegte SAVATAGE Songs die vom Songwriting schon vor über 20 Jahren dafür bestimmt waren Musicalbühnen zu entern, TSO Eigenkompositionen,…zu keiner Zeit wird es langweilig/langatmig während verschiedene Sänger und Sängerinnen das Songmaterial mal rotzig rockend, mal bluesig aber auch theatralisch packend präsentieren. Kombiniert mit einer Lichtshow die einem den Atem raubt und begnadeten Musikern die seit Jahren auf einander abgestimmt sind, vergehen die knappen 2,5 Std sehr kurzweilig wie im Flug bis sich das Ensemble theatergerecht von der Audience verabschiedet.
In Berlin war es dieselbe Setlist wie in Hannover auch; ich gehe davon aus, dass sich da auch nix ändern kann!
Nur lief in Berlin einiges von der Organisation schief!
RTL ist einer der Präsentatoren der Show und verloste am selben Tag ohne Ende Tickets.
Das führte dazu, dass die Schlange an der Gästelistenkasse bedeutend länger war, als die Schlange an der Abendkasse. Dadurch kamen auch wir einige Minuten nach Beginn der Show ins Venue, was sehr ärgerlich bei den Außentemperaturen ist…Aber das ist typisch für Berlin…
Von den Besuchszahlen her war ich etwas überrascht, positiv überrascht!
Aber ich bin auch der Meinung, dass mind. 1/3 ´ne Gratiskarte in der Tasche hatte…
Egal, das TSO wurde auch in der Hauptstadt ordentlich abgefeiert, wenn auch hier beobachtet werden konnte, wie sich diverse Hausfrauen beim Applaus bei Stücken wie z.B. „Hourglass“ vertan haben. Natürlich kannten diese Menschen die Songs nicht, stammen sie doch von einer Metalband, die in unseren Breitengraden nicht unbedingt radiokonform ist. Eins der ein-prägendsten Erlebnisse in Berlin war allerdings der Moment, in dem „The Prelude To Madness“ losging und jeder Headbanger gehofft hat, dass jetzt doch noch „Hall Of The Mountain King“ ertönt…die Pommesgabeln waren ALLE gereckt und die Freude war zu spüren…
Doch das TSO machte mit seinem Programm weiter und kann auch keine Rücksicht auf die Wünsche der Metalfreaks nehmen denn viel zu durchdacht und geplant ist der Ablauf der Show!
Tänzerinnen, Chor, Streicher-Ensemble,…alles muss im Timing passen…
Fazit: Das TSO Fieber hat mich auch gepackt! Die Show hat mich echt berührt, mitgenommen!
Erstklassige Unterhaltung, Melodien die noch Stunden später das Gehör (angenehm) quälen,…
Rock- und Metalinteressierte Menschen müssen das Spektakel mal gesehen haben!
Wir sehen uns wieder…
Setlist:
01. Time and Distance
02. Winter Palace
03. This Is the Time (1990) (Savatage cover)
04. Christmas Jam
05. Handful of Rain (Savatage cover)
06. A Last Illusion
07. Gutter Ballet (Savatage cover)
08. Misery
09. Mephistopheles’ Return
10. Mozart/Figaro
11. Sparks
12. The Hourglass (Savatage cover)
13. Someday
14. Child Unseen
15. Believe (Savatage cover)
16. Wish Liszt (Toy Shop Madness)
17. After the Fall
18. Wizards in Winter
19. All That I Bleed (Savatage cover)
20. Dreams of Fireflies (On a Christmas Night)
21. Carmina Burana
22. Epiphany
23. The Mountain
24. Piano Solo (by Vitalij Kuprij)
25. Beethoven
26. Requiem (The Fifth)
27. Christmas Eve (Sarajevo 12/24) (Savatage cover)